Reis ist die älteste Kulturpflanze der Welt. Das kleine Korn wird seit über 6'000 Jahren angepflanzt und stellt heute für mehr als die Hälfte der Menschheit das wichtigste Grundnahrungsmittel dar. Eine Mahlzeit ohne Reis, sagen die Chinesen, sei wie eine einäugige Schönheit, und die Inder beteuern, dass eine tägliche Handvoll Reis Gesundheit und Lebenskraft verleiht.

Angebaut wird Reis fast überall auf der Welt. Die Reisterrassen in Bali, die endlosen Reisfelder der Poebene und die Wildreiskulturen in Nordamerika sind die schönsten Beispiele dafür. Doch nirgends hat das kleine Korn einen derart hohen Stellenwert wie in Asien, wo der Reis seit Jahrtausenden als göttliche Pflanze verehrt wird. Seine Geschichte ist denn auch eng verknüpft mit der Entwicklung von Hochkulturen und Weltreligionen. Sie haben das ewige Spiel von Aussaat und Ernte zum Symbol für den Kreislauf des Lebens gemacht und dem Reisanbau eine spirituelle Bedeutung verliehen.

So erstaunt es nicht, dass der Reis auch seinen Ursprung in Asien hat. Dies belegen zahlreiche Funde, beispielsweise die Entdeckung der Geisterhöhle («Spirit Cave») im Gebirge Nordthailands. Sie enthielt Reisreste, die gut 10'000 Jahre vor unserer Zeitrechnung geerntet und in Speisegefässe gefüllt worden waren.

Von Südostasien breitete sich der Reisanbau über Indien und Persien auf die fruchtbaren Ebenen des Euphrat aus – und weiter nach Ägypten. Mit Alexander dem Grossen gelangte diese segensreiche Kulturpflanze schliesslich auch ans Mittelmeer. Erstaunlich ist, dass die sonst so essfreudigen Römer an diesem Getreide keinen Gefallen fanden. Erst als die Mauren im 9. Jahrhundert den Reis in Spanien einführten, gewann er auch in Italien und Frankreich an Bedeutung.