Wenn der Reis an die Börse geht

Reis ist Rohstoff und Handelsgut zugleich. Überall auf der Welt wird er an Börsen gehandelt und wechselt zum Tageskurs den Besitzer. Die wichtigste Reisbörse Italiens befindet sich in Vercelli im Piemont. Das ist nicht weiter erstaunlich, denn Vercelli gilt als die Reishauptstadt Italiens. Sie verdankt diesen Titel vor allem ihrer geografischen Lage – mitten in einer Region, die mit dem Bau des legendären Canale Cavour in den Jahren 1860 bis 1866 zum wichtigsten Reisanbaugebiet und reichsten Agrargebiet Italiens wurde.

Der internationale Handel am Beispiel Italiens

Die Reisbörse, an deren Pulsschlag nicht nur der Handel mit Reis, sondern auch das Wohlergehen des gesamten Wirtschaftslebens der Region gemessen werden kann, ist jeweils Dienstag morgens geöffnet. Reisproduzenten aus allen Gegenden versammeln sich hier, begrüssen Freunde, Händler und Bekannte und diskutieren mit viel Charme und Temperament Politik, Preise, Steuern, Wetter und Ernte.

Die Stunde der Wahrheit schlägt dann im ersten Stock der Börse, wo sich eine «Mini-Reismühle» befindet. Von den abgegebenen Rohreismustern werden hier exakt 100 g abgewogen, entspelzt, gereinigt, geschliffen und mit entsprechenden Geräten nach Dicke und Breite sortiert. Das Gewicht der Ausbeute – in der Regel zwischen 70 und 75 g – steht dann, in Prozenten ausgedrückt, für den Nettoertrag, den dieser Rohreis hergibt.

Prüfung

Die entscheidende Prüfung aber haben die Reismuster vor den erfahrenen und scharfen Augen des Einkäufers zu bestehen. Unzählige Male lässt dieser die Körner durch die Finger rinnen, rollt sie zwischen Daumen und Zeigefinger, stochert im Reishäufchen herum und sucht nach in Form und Farbe minderwertigen Körnern. Ja, und nach dieser eingehenden Prüfung geht es dann um das Wichtigste: die Ausmarchung des Preises. Im Laufe des Marktgeschehens pendelt sich der Durchschnittspreis pro Sorte ein, der jeden Dienstag von einer Expertenkommission geprüft und als Richtpreis für italienischen Reis genehmigt wird.