Reisanbau in Europa
Der Reisanbau in Europa – genauer gesagt in Frankreich, Italien und Spanien – unterscheidet sich nicht wesentlich von jenem in Asien. Auch im grössten Reisanbaugebiet Europas, der Poebene in Norden Italiens, sieht man die «üblichen» Reisfelder, von Wasser bedeckt, den Himmel spiegelnd und – je nach Wachstumsstand der Pflanzen – in zartem Grün bis kräftigem Gelb leuchtend. Und ebenso sind die Felder von einem weit verzweigten Netz von Kanälen durchzogen. Berühmt ist der nach dem Staatsmann Camillo Benso Graf von Cavour benannte Canale Cavour, der – vom grossen Po gespeist – in die fruchtbaren Ebenen nordwestlich von Vercelli und Novarra führt. Vereinzelt sind auch noch «Reis-Cascinen» aus den Anfängen des Reisanbaus anzutreffen, die – wie zu einem winzigen Dorf erweiterte Bauernhöfe – über eine Kirche, einen Friedhof und eine kleine Osteria verfügten und Lebensraum für viele Familien boten. Diese Cascinen wurden seit Beginn des 12. Jahrhunderts gezielt gefördert und nach den Erfordernissen der rasch wachsenden Reis-Landwirtschaft gebaut.
Italien ist der grösste Reisproduzent Europas
Verschwunden sind auf den Feldern die Pferdegespanne, die vielen auf und nieder gehenden Köpfe hart arbeitender Menschen, die breitkrempigen Hüten und farbigen Kopftüchern von jätenden Frauen oder erntenden Schnitterinnen und Schnittern. Heute brummen Maschinen auf den Feldern und erinnern an grosse Käfer, die das Bild der Vergangenheit langsam auffressen. Was heute zählt, ist eine möglichst rationelle Produktion, und die erfordert einen grossen, modernen Maschinenpark.
Für jeden Arbeitsgang – wie Pflügen, Eggen, Ausnivellieren, Säen, Ernten, Dreschen und Trocknen des Rohreises – müssen die entsprechenden Geräte vorhanden sein. Für Arbeiten auf den sumpfigen Böden, zum Beispiel für das Säen, werden Traktoren mit speziell gezackten Rädern in der Form riesiger, ca. 20 cm dicker Stahlscheiben eingesetzt. Kleine Betriebe sind auf die Herstellung von Saatgut allererster Qualität spezialisiert, das die Reisbauern in grossen Säcken à 500 kg beziehen. Vor der Aussaat wird es für ca. zwei Tage in sauberes, fliessendes Wasser getaucht und – wie im traditionellen Anbau - vorgequollen. Die Saatkörner sinken so in den gefluteten Feldern sofort auf Grund.
In Italien werden mehrheitlich Sorten aus der Gruppe «Japonica» angebaut – der ideale Rohstoff für ein feines Risotto! Dies gilt auch für Spanien sowie für Frankreich, das zudem den roten Camargue-Reis produziert, der für seine aussergewöhnliche Farbe bekannt ist.