Der Reisanbau in den USA beeindruckt – wie könnte es anders sein – durch seine gewaltigen Dimensionen, aber auch durch die Technik. Die Maschinen sind ausgerüstet mit modernster Lasertechnologie. Sie planieren die riesigen Felder und berechnen millimetergenau deren Neigung, die für ein perfekt funktionierendes Bewässerungssystem notwendig ist. Spezialmaschinen erstellen Dämme. Flugzeuge säen das vorgequollene Saatgut aus 8-10 m Höhe in die vorgefluteten Felder.

Die Ernte wird meist von mächtigen Mähdreschern eingefahren. Die gewaltigen Maschinen ernten und füllen den Paddy (Rohreis) in die begleitenden Silo-Fahrzeuge. Im Gegensatz zu anderen Getreidearten und zur traditionellen Ernte von Hand wird die Reispflanze nicht mit dem Halm gemäht, sondern es werden nur die Rispen abgeschnitten. Von den Feldern wird der Paddy in die Trocknungsanlagen transportiert, in Silos gelagert und in riesigen Reismühlen entspelzt, gereinigt und sortiert. Jetzt eignet er sich ideal zum Lagern und Exportieren und wird daher «Cargo Rice» oder auch «Brown Rice» genannt. Je nach Bedarf durchläuft er noch weitere Verarbeitungsstadien, bevor er in den Handel gelangt. In ihrer mehr als 300-jährigen Reisanbaugeschichte haben die USA die technologisch fortschrittlichsten Methoden in der Reisverarbeitung entwickelt. Arkansas ist der grösste Reisproduzent in den USA, gefolgt von Louisiana, Kalifornien, Texas, Mississippi und Missouri.

Der perfekte Reisanbau begann mit einer Havarie

Nämlich mit einer holländischen Brigg, die im Jahr 1694, von Madagaskar das Kap der Guten Hoffnung umsegelnd, in einem heftigen Sturm in der Bucht von Charleston, South Carolina, strandete. Das Schiff war so beschädigt, dass es an Ort und Stelle repariert werden musste. Die Schiffsmannschaft wurde von der Bevölkerung herzlich aufgenommen, und als die Brigg wieder zum Auslaufen bereit war, bedankte sich der Kapitän beim Gouverneur für die angenehm verbrachte Zeit. Er schenkte ihm zum Abschied einen Sack erstklassigen «Golden Seed Rice» – eine kleine Geste mit grosser Auswirkung! Doch was der Wind brachte, nahm er später auch wieder mit. Eine Reihe von verheerenden Stürmen Anfang des 20. Jahrhunderts hatte zur Folge, dass die letzten Reiskulturen in South Carolina um 1927 aufgeben mussten. So begann sich der Reisanbau immer mehr nach Westen auszudehnen, wo er in Arkansas eine neue Heimat fand.

Hier wurde zwar schon um 1850 Reis angebaut, aber erst mit dem Preiszerfall der Baumwolle gewann der Reisanbau wirklich an Bedeutung. Während der Sezessionskriege hatte Arkansas viele Männer verloren, und so kamen viele Arbeitskräfte aus Europa ins Land, vornehmlich aus Deutschland und der Schweiz. Wie viel die ausgewanderten Schweizer dazu beitrugen, dass Arkansas heute zu den grössten Reisproduzenten der USA zählt, bleibe dahingestellt. Tatsache aber ist: Die USA gehören heute zu den grössten Reisexporteuren der Welt.